Lösung für Kunststoffabfälle in der Region Thun

Schon sind 1,5 Tonnen Kunststoff gesammelt

Von Gabriel Berger. Aktualisiert am 11.10.2012 . (Thuner Tagblatt)

Seit einem Monat sammelt die Avag an neun Orten in der Region Thun und im Oberland Kunststoffabfälle und Getränkekartons. Bis heute sind bereits 1500 Kilogramm Material zusammengekommen.

Neun mal in der Region

Während des Pilotprojekts zur separaten Sammlung und Verwertung von Kunststoffabfällen (vgl. Haupttext) können Interessierte ihre Abfälle an 17 Orten im Einzugsgebiet der AG für Abfallverwertung (Avag) abgeben. 9 Sammelstellen befinden sich in der Region Thun und im Oberland:

Thun: Sammelhof der Stadt Thun, Militärstrasse 7
Steffisburg: Landi, Glockentalstrasse 50
Steffisburg: Werkhof der Gemeinde, Schächliweg
Uetendorf: Sammelstelle an der Bahnhofstrasse
Jaberg: Entsorgungszentrum der Avag, Türliacher (zusätzlich Sammelstelle für saubere Verpackungs- und Silofolien)
Wimmis: Entsorgungszentrum der Avag, Steinigand
Frutigen: Entsorgungszentrum der Avag, Mike-Schmid-Olympiastrasse 16
Frutigen: Gemeinde-Sammelstelle, Marktplatz
Saanen: Entsorgungszentrum der Avag, Oey 28.

Kunststoff ist nicht gleich Kunststoff. Das zeigt sich auch beim Abfall. Während Herr und Frau Schweizer bereits seit längerem äusserst pflichtbewusst PET-Flaschen recyceln – 2011 zum Beispiel lag die Rücklaufquote bei 81 Prozent –, hapert es bei anderen, vergleichbaren Stoffen noch. In der Vergangenheit lag dies auch an den fehlenden Rückgabemöglichkeiten.

Erste Rückmeldungen positiv

Vor einem Monat hat die in Thun beheimatete AG für Abfallverwertung (Avag) ein Pilotprojekt lanciert, das Abhilfe schaffen soll. An insgesamt 17 Standorten im ganzen Avag-Einzugsgebiet – davon 9 in der Region Thun und im Oberland (vgl. Kasten) – können Private gebrauchte Kunststoffflaschen und Getränkekartons gratis entsorgen. «In den ersten drei Wochen sind so schon 1500 Kilogramm Kunststoffabfälle zusammengekommen», freut sich Heiner Straubhaar, Geschäftsleiter der Avag. «Die ersten Rückmeldungen der Betreiber, aber auch der Benutzer sind positiv.»

Zunächst hatten einige Konsumenten die neuen Sammelboxen noch verwechselt und auch zur Entsorgung von PET-Flaschen verwendet. Dafür sind sie jedoch nicht vorgesehen, sondern explizit für Essig-, Speiseöl-, Putzmittel-, Shampoo- oder Geschirrspülmittelflaschen und PE-Milchflaschen. Wegen durchschnittlich höherer Verunreinigung nicht gestattet sind dagegen Joghurtbecher, Früchte- und Gemüseschalen oder Fleischverpackungen.  

15 Prozent im Kehrichtsack

Die meisten der genannten Gebinde landen heute im normalen Hauskehricht und werden in den Kehrichtverbrennungsanlagen thermisch verwertet – das heisst: aus ihnen wird Energie und Wärme gewonnen. Weil immer mehr Lebensmittel, die früher in Verpackungen aus Glas, Metall oder Karton gesteckt wurden, heute mit Plastik umhüllt sind, macht der Anteil der Kunststoffabfälle im Kehrichtsack bereits 15 Prozent aus. Pro Kopf und Jahr sind es in der Schweiz gemäss aktuellen Zahlen 125 Kilogramm. Laut dem Bundesamt für Umwelt (Bafu) zeigen neue Studien, dass das stoffliche Recycling bestimmter Kunststoffabfälle gegenüber der thermischen Verwertung durchaus Vorteile hat. «Es könnte die Umwelt entlasten und wäre auch volkswirtschaftlich sinnvoll, weil wertvolle Rohstoffe, insbesondere Erdöl, eingespart würden», sagt Michel Monteil, Sektionschef Abfallverwertung und -behandlung beim Bafu.

Auch Industrie soll profitieren

Genau dieses stoffliche Recycling wird beim Pilotprojekt der Avag nun umgesetzt. Das Sammelgut wird vollumfänglich zur InnoRecycling AG in Eschlikon TG gebracht, wo neue Kunststoffprodukte und aus den zurückgewonnenen Zellstofffasern der Getränkekartons neuer Karton entsteht. Je nach Reinheitsgrad zahlt die InnoRecycling AG den Anlieferern einen Geldbetrag für das Sammelgut. Wie viel dabei für die Avag rausschaut, lässt sich gemäss Heiner Straubhaar noch nicht sagen. Er gibt aber auch zu bedenken, dass für die Avag relativ hohe Transportkosten anfallen, weil auch kleinere Mengen Kunststoff vergleichsweise viel Platz in Lastwagen beanspruchen.

Die neuste Recycling-Offensive richtet sich übrigens nicht nur an Private: Die Avag will auch Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft dazu animieren, Verpackungs- und Silofolien vermehrt zurückzubringen. In der Region Thun werden diese Abfälle beim Avag-Entsorgungszentrum in Jaberg angenommen und danach ebenfalls nach Eschlikon gefahren. Je nach Qualität und Beschaffenheit des Materials erhalten die Anlieferer sogar Vergütungen ausbezahlt.

Auswertung in einem Jahr

Das Pilotprojekt ist vorerst auf ein Jahr angelegt. In dieser Zeit sollen «logistische und ökonomische Entscheidungsgrundlagen» geschaffen werden, um die Separatsammlung für Kunststoffabfälle permanent einzuführen. «Wir haben für die Sammelstellen bewusst sowohl grössere als auch kleinere Gemeinden ausgewählt, um die unterschiedlichen Anforderungen und Bedürfnisse in der Stadt und auf dem Land besser eruieren zu können», erklärt Avag-Geschäftsleiter Heiner Straubhaar.

Eine erste Zwischenbilanz soll bereits Ende Jahr gezogen werden; die Gesamtauswertung des Projekts, das unter anderem vom kantonalen Amt für Wasser und Abfall unterstützt wird, erfolgt aber erst im Herbst 2013. «Je nach Jahreszeit differieren nämlich die Menge und die Art des Sammelguts», sagt Straubhaar. (Thuner Tagblatt)

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