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. . . dass gebogene Autoscheiben aus Kunststoff, eine durchsichtige Geige und das Dach des Münchner Olympiastadions auf hessischen Forschergeist zurückgehen? Erfreulicherweise müssen wir uns nicht mit dem sperrigen chemischen Namen Polymethylmethacrylat herumquälen, sondern können einfach von Plexiglas oder Acrylglas reden. Längst sind solche Kunststoffprodukte mit ihren glasartigen Eigenschaften aus unserem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken: Brillen, transparente Deckel von Butterdosen, Tortenhauben, durchsichtige Salatbestecke, Lineale oder Kunststoffscheiben für Wintergärten.

So wie Tempo zum Synonym für Papiertaschentücher wurde, ist auch Plexiglas ein geschützter Markenname, der sich für das neue Material einbürgerte. Entdeckt wurde die chemische Formel bereits vor 87 Jahren, die Vorgeschichte führt uns zurück ins Darmstadt des Jahres 1909.

Der Apotheker und Chemiker Otto Röhm und der Kaufmann Otto Haas waren mit ihrer jungen Firma für chemische Produkte von Esslingen nach Darmstadt gezogen. Der entscheidende Impuls für die Entwicklung von Röhm & Haas gelang 1928 mit der Erfindung des „organischen Glases“, an der der Mitarbeiter Walter Bauer maßgeblich beteiligt war. Röhm ließ 1933 die Marke „Plexiglas“ registrieren.

Zur Entstehung des Markennamens erzählt man die Anekdote, dass Röhm aus Begeisterung über den ungewöhnlichen Kunststoff gesagt haben soll: „Jetzt bin ich aber perplex.“ Die Verblüffung wich schnell der Erkenntnis von den vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten des Materials. Für Gebrauchsgegenstände spielte Plexiglas in den Folgejahren allerdings eine geringe Rolle, da die Rüstungsindustrie rasch die Vorteile des bruchsicheren Materials für die Kanzeln von Jagdflugzeugen erkannte.

Durchsichtige Musikinstrumente, wie sie das Werksorchester verwendete, setzten sich nicht durch, doch die Plexiglas-Geige – angefertigt zur Weltausstellung 1937 in Paris – wurde ausgezeichnet.

(hpdie)
Autor: Hans Peter Dieterich hans-peter.dieterich@fnp.de

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